zwei Männer, zwei Aussagen

die ich damals mein Leben bestimmen liess, ohne zu reagieren – am 16.9. neu überarbeitet.

1964: ich lebte in Genf, seit einem Jahr verheiratet, er Student in Kinder-Psychologie, ich freie Zuhörerin ohne Matura. Mit meinem ersten Baby, das dann kurz darauf an einem schweren Geburtsfehler starb und weswegen wir geheiratet hatten. Mir ging es nicht so gut. Mein Mann aktivierte für mich den Studenten-Psychiater, ein junger Mann; kalt, sachlich emotionslos machte er mit mir einen Rohrschachtest mit Gespräch. Sein Fazit, welches er nur ihm mitteilte, ohne mein Dabeisein … und hier, was ich dann von meinem Mann übermittelt bekam:

Aussage des Studenten-Psychiaters: Ihre Frau hat Hilfe nötig … / (was, habe nie kapiert, aber vielleicht auch vergessen) / … aber da ihr zukünftig zur Elite gehören werdet, helfen wir ihr … Geld war dabei kein Thema !

Darauffolgende Aussage meines Ex: nein, ich will nich, dass du eine Psychoanalyse machst. Denn wenn du gesund bist, wirst du mich verlassen.

.a yellow building with a sign on the side of it.

Wie gesagt, ich habe nur geschluckt, aber seinen Entscheid akzeptiert. Meine Mutter hatte mich daran gewöhnt, dass ich nie etwas zu melden hatte in Bezug auf mich selbst, (dabei war ich doch schon 28). Er entschied sich, das Studium zu verlassen und in Frankreich bei der staatlichen Berufseinrichtung FPA (Formation Professionelle des Adultes) den Beruf des Steinmetz-Maurers zu lernen. So folgte ich ihm in eine alte Hütte im Süd-Westen und bekam noch vier weitere Kinder, die dann überlebten. Jetzt hatte ich für etliche Jahre überhaupt nichts mehr zu bestimmen …

.forest at night.

… bis ich dann total rebellierte und ihm nur noch mit Widerspruch begegnete. Nur beruflich machte ich noch mit: wie er machte ich bei FPA eine An-Lehre als Bau-Schreinerin (Fenster und Türen für die alten, damaligen Steinhäuser, zu denen er als Steinmetz-Maurer inzwischen selbständig für Kunden arbeitete …

… Zwischenbemerkung: es war 1974, zogen wir um, von der Charente in die Ariège, in unsere Fast-Kommune: getrennte Wohnungen, aber fast gemeinsame Jugendbetreuung mit eigener Alternativ-Schule. Die war wirklich gut, wobei unsere noch Kinder rasch sehr selbständig wurden, auch im eigenen Denken, ihre Selbstbestimmung einen richtigen Schub erlebte. Alle Elternteile sorgten abwechselnd fürs Nötige von allen. Leider hörten wir nie auf, uns gewaltig zu streiten.

.A classroom filled with lots of desks and chairs.

(Update 26.6.2025: unser Bauernhof-Klassenzimmer sah weniger feudal aus als dieses Photo aus dem Internet, aber deutet dessen Grösse für unsere 16 Schüler an. Dafür besassen sie meinen ersten, selbstgemachten Webstuhl).

Ich liebte diese neue Arbeit sehr, sie machte mich schnell selbständig mit einem eigenen Atelier. Ich arbeitete immer mehr für die nach Toulouse oder Paris weggereisten Nachkommen, welche die Häuser Ihrer Eltern stilvoll zu Ferienwohnungen umbauten; oder auch für junge neuerstandene Selbstversorger, die sich mit meinen Webstühlen ein eigenes Einkommen erhofften.

Ich hatte fürs erste die Kurve doch noch geschafft, dank dem französischen Mai68er Drama, welches leider von weiten Teilen der Bevölkerung immer noch nicht verstanden wird. Ich glaube fest, dass es sonst weltpolitisch anders gelaufen wäre, hätte die Bevölkerung etwas mehr Selbstbestimmung entwickeln dürfen … das hat auch mit Mitfühlen zu tun.

.A view of a valley through a hole in a rock.

Link: Paul G. Lowe’s 6-Wochen Meditations-Marathons-Kurs, auf Journal – Tagebuch – Diary, am 5. Mai 1988.