die ich damals mein Leben bestimmen liess, ohne zu reagieren
1964: ich lebte in Genf, seit einem Jahr verheiratet, er Student in Kinder-Psychologie, ich freie Zuhörerin ohne Matura. Mit meinem ersten Baby, das dann kurz darauf an einem schweren Geburtsfehler starb und weswegen wir geheiratet hatten. Mir ging es nicht so gut. Mein Mann aktivierte für mich den Studenten-Psychiater, ein junger Mann; kalt, sachlich emotionslos machte er mit mir einen Rohrschachtest mit Gespräch. Sein Fazit, welches er nur ihm mitteilte, ohne mein Dabeisein … und hier, was ich dann von meinem Mann übermittelt bekam:
Aussage des Studenten-Psychiaters: Ihre Frau hat Hilfe nötig … / (was, habe nie kapiert, aber vielleicht auch vergessen) / … aber da ihr zukünftig zur Elite gehören werden, helfen wir ihr … Geld war dabei kein Thema !
Darauffolgend Aussage meines Ex: nein, ich will nich, dass du eine Psychoanalyse machst. Denn wenn du gesund bist, wirst du mich verlassen.
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Wie gesagt, ich habe nur geschluckt, aber seinen Entscheid akzeptiert. Meine Mutter hatte mich daran gewöhnt, dass ich nie etwas zu melden hatte in Bezug auf mich selbst, (dabei war ich doch schon 28). Er entschied sich, das Studium zu verlassen und in Frankreich bei der staatlichen Berufseinrichtung FPA (Formation Professionelle des Adultes) den Beruf des Steinmetz-Maurers zu lernen. So folgte ich ihm in eine alte Hütte im Süd-Westen und bekam noch vier weitere Kinder, die dann überlebten. Jetzt hatte ich für etliche Jahre überhaupt nichts mehr zu bestimmen …
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… bis ich dann total rebellierte und ihm nur noch mit Widerspruch begegnete. Nur beruflich machte ich noch mit: wie er machte ich bei FPA eine An-Lehre als Bau-Schreinerin (Fenster und Türen für die alten, damaligen Steinhäuser, zu denen er als Steinmetz-Maurer inzwischen selbständig für Kunden arbeitete. Ich liebte diese Arbeit sehr, machte mich schnell selbständig von ihm in meinem eigenen Atelier, arbeitete für die nach Toulouse oder Paris weggereisten Nachkommen, die die Häuser Ihrer Eltern stilvoll zu Ferienwohnungen umbauten; oder auch für junge Selbstversorger, die sich mit meinen Webstühlen ein eigenes Einkommen erhofften. Unsere Kommune bot der beachtlichen Kinderschar eine gute Alternativ-Schule, wir Elternteile sorgten abwechselnd fürs Nötige von allen. Ich hatte die Kurve doch noch geschafft, dank dem französischen Mai68er Drama, welches leider von weiten Teilen der Bevölkerung immer noch nicht verstanden wird (ich glaube fest, dass es sonst weltpolitisch anders gelaufen wäre, nicht so wie jetzt … hat mit Mitfühlen zu tun).
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